verantwortliche-kreditvergabe
HOME   IMPRESSUM   DATENSCHUTZ   SITEMAP
Search OK

 
Home
PLENUM: "BANKEN IN (DIE) DER SCHULE" - Prof. Dr. Michael-Burkhard Piorkowsky (Universität Bonn)
Prof. Dr. Michael-Burkhard Piorkowsky
- Professur für Haushalts- und Konsumökonomik
- Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn


WIR BRAUCHEN MEHR ALS NUR FINANZWIRTSCHAFTLICHE BILDUNG

Finanzwirtschaftliche Bildung oder ein Schulfach Finanzwirtschaft ohne eine ökonomische Grundbildung ist wie Rechtschreibunterricht ohne umfassenden Deutschunterricht.

Der amerikanische Ökonom und Wirtschaftsnobelpreisträger von 1992 Gary S. Becker hat in seinen Arbeiten dargelegt, dass nicht das Geld, sondern das Aktivitätspotenzial des wirtschaftenden Menschen die individuell knappe Ressource ist. Finanzentscheidungen sind fast immer eingebettet in die ganze Alltags- und Lebensökonomie. Jede Entscheidung für eine einzelne Konsumausgabe oder Vermögensanlage ist immer eine Entscheidung gegen eine andere Verwendung und berührt das gesamte Geldbudget, meistens auch das Zeitbudget. Die Beschaffung von Geld ist überwiegend mit Entscheidungen über Alternativen der Erwerbstätigkeit oder mit der Durchsetzung von Ansprüchen an den Sozialstaat verknüpft. Häufig haben Finanzentscheidungen einen langen Zeithorizont und bestimmen somit das künftige Geld- und Zeitbudget für viele Jahre oder sogar für Jahrzehnte. Ein produktiver Umgang mit Geld setzt voraus, dass diese Verflechtungen bei den Entscheidungen bedacht werden.

Gegenwärtig gibt es in Deutschland aber kein nach einheitlichen Gesichtspunkten und durchgehend in allen Schulformen und Schulstufen angebotenes Fach Wirtschaft oder Ökonomie. Was angeboten wird, ist fast immer am Kreislaufmodell der Wirtschaft orientiert. Dargestellt werden ausschließlich Transaktionen, die mit Geldströmen verbunden sind. Das entspricht zwar einem verkürzten Verständnis finanzwirtschaftlicher Bildung, aber erfasst nur eine theoretisch und empirisch „halbierte Wirtschaft“. Haushaltsproduktion, Selbsthilfe und Ehrenamt finden nach diesem Verständnis außerhalb der Wirtschaft statt. Wir essen aber ganz überwiegend kein rohes Fleisch, wir kaufen keine perfekten Konsumgüter, sondern produzieren sie letztlich selber, und neben dem Markt gibt es weitere wirtschaftliche Versorgungssysteme, die ohne Tausch auf Geldbasis funktionieren.

Wünschenswert ist ein eigenständiges Fach, das von der ersten bis zur letzten Klasse in allen allgemein bildenden Schulformen zum Pflichtkanon gehört. Vermittelt werden müsste Instrumentalwissen auf der Grundlage von Orientierungswissen. Die Orientierung bestünde darin, dass – mit Bezug auf demokratisch verfasste und pluralistische Marktgesellschaften – die Menschen in ihren primären Institutionen, das sind die Haushalte und Familien, als Basiseinheiten von Wirtschaft und Gesellschaft und als deren Hauptakteure verstanden werden. Im Laufe der Schulzeit kann dann im Sinne eines aufbauenden Lernens vom Haushalten zu den anderen Wirtschaftsaktivitäten, wie Selbsthilfe, Ehrenamt und Erwerbsarbeit einschließlich Unternehmensgründung, sowie vom Wochenmarkt über den Flohmarkt und den Supermarkt der Lehr-/Lernstoff problemlos bis zum Aktienmarkt und zum Neuen Markt sowie zum Weltmarkt weiter geführt werden. Ein solches Konzept wird zurzeit unter der Federführung der Bonner Professur für Haushalts- und Konsumökonomik entwickelt.

ID: 39676
Autor(en): iff
Erscheinungsdatum: 11.05.07
   
URL(s):

Link zu Plenum Beschreibung
 

Erzeugt: 04.05.07. Letzte Änderung: 04.05.07.
Information zum Urheberrecht der angezeigten Inhalte kann beim Institut für Finanzdienstleistungen erfragt werden. Aus fehlenden Angaben kann kein Recht zur freien Nutzung der Inhalte abgeleitet werden.