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Spiegel-Online über die Kreditkrise - und wir über Spiegel-Online: ein kleines Diskussionsstück zur finanziellen Bildung

Wie das Multimilliardenloch entstand Von Christian Stöcker

Wie der Spiegelartikel uns die Krise erklärt und was man dazu sagen könnte Von Udo Reifner

Tumult an den Börsen, Rettungspakete, Angst vor der Rezession: Die Finanzkrise hält die Welt im Würgegriff. Viele Anleger fragen sich: Wie konnte es soweit kommen? SPIEGEL ONLINE erklärt Ursachen und Verlauf der Krise - und was die Milliardenhilfen bringen können.

Hier "würgt" man die Anleger, ganze Banken gehen unter und drohen unsere Ersparnisse mitzunehmen und unsere Kredite zu kündigen, weil bankrotte Banken nicht mehr verleihen. "Gewürgt" wurden in Wirklichkeit die Kreditnehmer, die in der Armutsspirale des letzten Jahrzehnts die Gewinne unseres Kasinokapitalismus erwirtschaften mussten. Keiner fragt, wie es dazu kommen konnte, sondern alle fragen, wie man da schnell herauskommt.

Die Wurzel der aktuellen Krise liegt in einem Wesenszug des Bankenwesens selbst: Keine Bank besitzt so viel Geld, wie sie verleiht. Die Geldhäuser haben zwar Eigenkapital - ob in Form von Immobilien, Edelmetall, Aktien oder Bargeld - doch bei weitem nicht so viel, wie sie verleihen. Das meiste Geld, mit dem Banker täglich hantieren, ist geborgt. Entweder von Sparern, die ihr Geld aufs Konto legen und so der Bank das Recht einräumen, damit zu wirtschaften. Oder aber von anderen Banken und den Zentralbanken.

Das ist nicht das Wesen einer Bank. Banken sind Sammel- ("Spar" kassen) und Verteilungsstellen ("Banco" vom Tisch, auf dem das Geld transferiert wurde) für das Geld der Bürger. Durch die Bank können die Bürger gemeinsam bereits über etwas verfügen, das für sie allein nicht verfügbar wäre. Die Bausparkasse ist das einfachste Beispiel. Hundert sparen auf ein Haus. Der erste kann mit dem Bauen schon anfangen, weil er das Geld der anderen als Kredit erhält. Kredit und Sparen funktionieren somit im Idealfall wie eine Versicherung, alle für einen, einer für alle. Im Zins zahlt der Kreditnehmer den Sparern dafür einen Ausgleich, dass sie noch zuwarten. Die Bank ist also nur Verteilungs- oder Transportstelle. Nicht das Verleihen ist wesentlich, sondern das Einsammeln von Geld, die "Kasse". Die Bank braucht also unser Vertrauen und sie darf ihre zentrale Rolle nicht im Eigeninteresse missbrauchen.

DER GROSSE CRASH: WIE ES ZUR FINANZKRISE KAM

Das gesamte Bankenwesen funktioniert also auf Pump. Und damit auf der Basis gegenseitigen Vertrauens: Eine Bank leiht der anderen nur dann Geld, wenn Sie auch sicher sein kann, es wieder zurückzubekommen (mit Zinsen, versteht sich).

Dass Banken untereinander Geld leihen dient nur dem täglichen Liquiditätsausgleich, verdeckt aber ihre eigentliche Funktion als Mittler in der Wirtschaft zwischen Sparern und Kreditnehmers, zwischen Anlegern und Emittenten von Wertpapieren. Banken sind nicht, auch wenn die Krise es so erscheinen lässt, um ihrer selbst willen da. Die Banken brauchen das Vertrauen der Sparer und nicht in erster Linie das der anderen Banken. Das Vertrauen der Sparer funktionierte aber auch in der Krise. Sparkassen und Genossenschaftsbanken hatten keine Probleme. Das war es also nicht.

Was passiert, wenn das Vertrauen in einen vermeintlich stabilen Geschäftspartner sich einmal als Fehleinschätzung erweist, mussten die Manager der KfW schmerzhaft feststellen: Sie überwiesen 300 Millionen Euro an Lehman Brothers, als die US-Bank bereits pleite war. Zwar ging es dabei um ein Geschäft, nicht um einen Kredit - das Geld ist aber trotzdem weg, zumindest zum großen Teil. Ein bisschen mag die Konkursmasse von Lehman Brothers noch hergeben, aber das ist nicht mehr als ein Trostpflaster.

Nur nicht in die gleiche Falle tappen wie die KfW. Die Angst, dass etwas Derartiges passieren könnte, treibt Banker schon seit vielen Monaten um - seit der Lehman-Pleite lähmt sie das internationale Bankgeschäft noch stärker als schon zuvor:

Eine Fehlüberweisung (die DG Bank hatte vor einigen Jahren das siebenfache falsch überwiesen) als Grund der Bankenkrise ist schon eine absurde Erklärung. Zwar war es eine Fehlüberweisung, weil man, wie jeder kleine Kaufmann weiß, an Unternehmen in der Insolvenz nichts mehr überweisen sollte, da man ja nur die Konkursquote zurück bekommt. Aber die Dummheit der KfW ist nicht die Ursache des Vertrauensverlustes oder der Krise sondern wirkte sich nur in der Krise besonders aus. Bei den vielen Fehlern in Banken hätten wir sonst schon längst jedes Vertrauen verloren.

Keine Bank traut der anderen, jede fürchtet, in eine ähnliche Falle zu tappen wie die KfW.

Der Vertrauensverlust war kein Problem der Psychologie. HypoReal Estate oder Lehmann Brothers waren wirklich pleite, nicht, weil sie keine Kredite mehr bekamen, sondern weil sie Wertpapiere und Forderungen gekauft hatten, die zwar hohe Renditen versprachen, dafür aber kaum noch Chancen auf Rückzahlung des geliehenen Kapitals hatten.

Doch warum sind Banken überhaupt von der Pleite bedroht? Das hängt vor allem mit drei Faktoren zusammen: der US-Immobilienblase, der Politik der US-Regierung und den immer gewagteren Geschäftspraktiken der Banken - befeuert durch niedrige Zinsen.

In den USA war Häuserkaufen in den Neunzigern schwer in Mode. Weil das Geld von der US-Zentralbank Fed so billig zu haben war (die Zinsen waren niedrig), verliehen die Banken ihrerseits begeistert Geld an Häuslebauer - natürlich für etwas höhere Zinsen, als sie selbst an die Fed bezahlten. Außerdem ermutigte die Regierung Clinton die Hypothekenfinanzierer Freddie Mac und Fanny Mae, noch freigebiger mit Immobilienkrediten zu sein. Die Anforderungen an hoffnungsvolle Häuslebauer wurden drastisch reduziert.

In den USA leben die meisten Menschen im "eigenen" Haus, weil es keinen staatlich gestützten Mietwohnungsmarkt wie bei uns (in Großstädten 40%) gibt. Vor allem die Ärmeren müssen sich ihre Häuser bei den Banken "mieten" über einen Kredit, der den vollen Kaufpreis abdecken muss. Die meisten amerikanischen Verbraucher, die in den letzten Jahren mit dem Reichtum der Oberschicht genauso wie bei uns nur ärmer geworden sind, haben kein eigenes Kapital. Diejenigen, die in den USA nun pleite sind, sind nicht Häuslebauer, sondern Hauskäufer, d.h. einfache "Mieter", die ihre Zinsen nicht mehr bezahlen können.
Das ist etwas komplizierter als die simple Ideologie, die Verbraucher dort hätten über ihre Verhältnisse gelebt.
Wikipedia USA beschreibt dies so: 2005-2006 begann die Krise. Die Jahre davor hatte sich die Kreditvergabekonditionen ständig verschlechtert. Insbesondere wurden günstige Anfangsbedingungen geboten und vor allem variable Zinsen. Teilweise brauchten die Kreditnehmer in den ersten Jahren kaum etwas zu zahlen. Durch diese Kredite war Geld da und die Hauspreise konnten steigen. Sie trafen alle, die umziehen mußten, was in den USA üblich ist. Kredite mit solchen Konditionen, hohen Provisionen etc würde man bei uns als Wucherkredite bezeichnen. In den USA heißen sie einfach Subprime, also "schlechter als der Durschnitt". Da seit langem die Kreditkartenverschuldung mit Zinssätzen von 20 bis 40% (über Kreditkartenreiterei) auf über 800 Mrd. $ gestiegen war, womit viele ärmere Bürger dort ihre Misere zu lindern versuchten, wurden auch viele dieser Kredite auf das Haus umgepackt, das ja im Wert stieg. Die gestiegenen Kredite kamen somit wie schon vorher in der Dritten Welt so auch den Armen in den USA keineswegs selber zuguste sondern erzielten Traumrenditen bei den Kreditgebern. Diese aber hatten schon, wie es in den USA üblich ist, diese Kredite weiterverkauft erst an Fannie Mae und Freddy Mac und dann weiter nach Europa, wo sie von Bankern aufgekauft wurden, denen man in Europa die Kündigung versprochen hatte, falls sie nicht 25% Eigenkapitalrendite erwirtschaften würden.

Als nun die Anfangskonditionen wegfielen, die hohen Raten drückten und die Zinssätze stiegen, konnten viele die Renditen nicht mehr bezahlen. 1,3 Mio Häuser wurden zwangsversteigert und 790.000 stehen noch an. Die fiktiv hohen Hauspreise fielen in sich zusammen.

Viele Kredite wurden vergeben, ohne genau zu prüfen, ob die Hauskäufer tatsächlich in der Lage sein würden, ihre Raten regelmäßig zu bezahlen. Selbst Arbeitslose bekamen in den USA Immobilienkredite. Und zwar zu variablen Zinssätzen - was viele von ihnen später in den Ruin trieb (siehe Bilderstrecke). Anfangs waren die Zinsen niedrig, später stiegen sie rasant an.

Auch Arbeitslose in den USA brauchen eine Wohnung und die gibt es nun mal nur als Haus. In den USA leiht man auf das Haus. Genausowenig wie der Vermieter bei uns prüft, ob der Mieter das Haus evtl. auch kaufen könnte, prüft man in den USA, ob der Kredit aus dem Vermögen des Kreditnehmers ohne Haus rückzahlbar wäre. Dass die Zinsen stiegen, das stimmt nun ausnahmsweise.

Die Banken gingen mit solchen Hypotheken zunächst sehr sorglos um, und zwar auch deshalb, weil die Immobilienpreise in den USA stetig stiegen. Konnte ein Schuldner nicht mehr zahlen, so die Logik der Banken, würde man einfach sein Haus übernehmen - und das wiederum würde immer wertvoller werden. Ein vermeintlich sicheres Geschäft. Niedrige Zinsen schufen neue Nachfrage nach Immobilien, diese wiederum ließ die Hauspreise steigen - eine Aufwärtsspirale kam in Gang.

Das ist das Prinzip der Hypothekenkredite und keineswegs sorglos sondern vernünftig. Die Grundschuld in Deutschland sagt auch nur, dass Kredite auf ein Haus auch aus dem Hausverkauf bezahlt werden müssen.

Solche Hypotheken galten daher lange als attraktive Anlage. So attraktiv, dass die Banken untereinander damit zu handeln begannen. Einzelne Hypotheken wurden in Häppchen zerschnitten, diese Anteile von Tausenden von Häuser-Krediten zu Bündeln zusammengepackt und dann als Wertpapiere verkauft, sogenannte Derivate.

In einem Land, das keinen Wohnungsmietmarkt hat, können die Menschen ihr Haus nicht cash kaufen. Es gibt aber auch nicht genug Spargelder für so viele Kredite. Dafür muß die private Altersvorsorge dienen. In den USA legen die Menschen ihr Geld für das Alter also an. Das sind 16 Bio $, die in Deutschland praktisch in der Sozialversicherung unsichtbar sind. Der Kapitalstock ist also nichts anderes als ein großes Sozialversicherungssystem mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass ihn nicht der Staat sondern private Banken verwalten.
Damit das Geld der Altersvorsorge bei den Häuserkrediten ankommt, muss man anders als in der Sozialversicherung besondere Brücken bauen. Kredite müssen zu Anlageobjekten werden. Das nennt man dann MBS, d.h. Hauskredite durch Hypotheken gesichert, die zu Fonds zusammengezogen werden, an denen Anteile verkauft werden. Auf diese Weise trägt jeder Altersvorsorgefonds nur ein durchschnittliches Risiko und der einzelne Anleger nur das durchschnittliche Risiko und ist im Alter nicht dem Zufall ausgesetzt, wenn er direkt sein Geld als Kredit dem Herrn B. für dessen Haus geben würde.

(Aber hallo, lieber Spiegel. MBS sind keine Derivate. Derivate sind Wetten, die sich auf die Veränderung des Wertes von Anlagen wie z.B. Aktien, Fondsbeteiligungen etc. beziehen. ("ein Produkt, dessen Preis vom Preis anderer Produkte abhängt oder davon abgeleitet wird") Die Derivate stellen das Risiko dar, dass ein Kredit ausfällt. Das kann man verwetten oder anders ausgedrückt als Zertifikat verkaufen. Wer da sein Geld rein legt, spielt Lotto. Wer viel Geld reinlegt kann auf System spielen. Deshalb gewinnen hier nur die Großen.)

Keiner weiß mehr, wieviel Kapital die Banken noch haben. Weltweit besitzen heute Bankhäuser Anteile an solchen Hypothekenpaketen, und keiner überblickt mehr so richtig, welche Kreditschnipsel da eigentlich wie zusammengepackt wurden. Keine Bank kennt die Hauskäufer, an deren Hypotheken sie Anteile hält. Was eine Zeitlang keinen störte, denn der Wert all der vielen neuen Einfamilienhäuser stieg, und die Derivate lieferten satte Renditen.

Dann aber erhöhte Fed in den USA die Leitzinsen, aus Angst vor der Inflation. Auch die variablen Hypothekenzinsen der Häuslebauer stiegen plötzlich an. Es kam zu ersten Zwangsversteigerungen, weil Kreditnehmer nicht mehr zahlen konnten. Der Immobilienmarkt in den USA war ohnehin bereits übersättigt, nun hörten die Immobilienpreise auf zu steigen, ja sie fielen sogar. Hunderttausende Hauskäufer mussten Insolvenz anmelden. Plötzlich erkannten viele Banker die Brisanz der Papiere, die sie da in Massen gekauft hatten - und diese wurden unverkäuflich.

In USA herrscht bei der Unterschicht vor Wohnungsnot. Menschen, die die Preise für Wohnen nicht mehr bezahlen können, sind keineswegs "übersättigt" . Wenn die "Fed" (cool ,die Zentralbank so wie ein Insider zu bezeichnen) die Leitzinsen erhöht, dann ist sie nicht der Grund für Zinserhöhungen sondern geht mit ihnen mit. Wie aber kommt man von höheren Hauspreisen auf Masseninsolvenz? Hier liegt das Problem der Subprime Krise und das wäre es wert, erklärt zu werden. Aber das Märchen, die Banker hätten plötzlich etwas erkannt, ist unwahrscheinlich. Ihnen wurde per Rationgagentur offiziell mitgeteilt, dass die Forderungen, die sie geklauft hatten, nichts mehr Wert waren, weil die Menschen, die hinter den "notleidenden Krediten" standen diese "Not litten". Die nämlich hatten von dem Verkauf nichts gehabt sondern waren die Weihnachtsgänse, die man mitverkauft hatte, aber das Mastgewicht falsch angegeben hatten.

Weil die Banken so viele Hypthekenderivate besaßen, die nichts mehr wert waren, verloren auch sie an Wert, und zwar rasch. Bei vielen Banken ist bis heute völlig unklar, welche Abschreibungen noch auf sie zukommen, weil keiner genau weiß, wie viel die faulen Kreditpakete noch wert sind.

Die Banken besaßen nicht Hypothekenderivate sondern die Hypotheken (in Fonds verpackt) selber. Sie hatten sie doch gekauft.

Ohne Kredite leidet auch die Realwirtschaft. Weil die Banken nun nicht mehr einschätzen können, wie gesund oder kränklich andere Marktteilnehmer wirklich sind, kommt es zur Kreditklemme: Jeder misstraut jedem, keiner verleiht mehr Geld. Ähnlich wie man einem Kleinsparer ohne Sicherheiten keinen Großkredit einräumen würde. Das trifft die Banken zuerst - dann aber auch andere Unternehmen. Auch sie bekommen keine Kredite mehr.

Ist es nicht schrecklich. Die Banken haben in uns ("andere Marktteilnehmer") das Vertrauen verloren. Diejenigen, die die ärmeren Verbraucher nicht nur in den USA sondern auch in Deutschland durch die HypoReal Estate und íhre Vorgänger mit wucherischen Schrottimmobilienkrediten ruinierten, haben nun das Vertrauen in uns verloren. Frau Merkel bemüht sich dankenswerterweise, es für uns zurückzugewinnen und lässt sich dies etwas kosten.

In den USA ist es bereits jetzt soweit. Doch die Unternehmen brauchen geliehenes Geld, um Investitionen zu machen. Ohne Kredite kommt das gesamte Wirtschaftssystem ins Stocken. Das ist der Hauptgrund für die Talfahrt der Börsen in den vergangenen Wochen.

Aus der Finanzkrise ist bereits jetzt eine Wirtschaftskrise geworden. Wachstum braucht Kapital, und daran herrscht im Moment überall Mangel, was durch die einbrechenden Börsenkurse noch schlimmer geworden ist. Nicht nur Banken, auch die meisten anderen Unternehmen verlieren seit über einem Jahr kontinuierlich an Wert.

War es nicht umgekehrt? In England wurde 30% des Bruttosozialprodukts aus Finanzdienstleistungen geschöpft. In New York waren es 50%. Irland, die Schweiz, Frankfurt etc. Alles lebten davon, das sie Luft handelten, mit dem man Reichtümer verschieben aber nicht schaffen kann. Die Automobilindustrie hat falsch geplant, die Chinesen schaffen zum ersten Mal wieder Konkurrenz auf dem Weltmarkt, die Entwicklungsländer verweigern Kredite, der Planet erwärmt sich und seine Stürme schaffen MIlliardenschäden. Kriege sind kein Gewinn mehr und bald kann Bill Gates und Monsanto auch nicht mehr allein von Lizenzeinnahmen leben. Hat sich in der Wirtschaft wirklich nichts verändert. Wenn Wachstum Kapital (und nicht Arbeit) braucht, dann hat der Spiegel recht. Aber man darf Zweifel anmelden.
Geld ist nämlich immer noch weit mehr als genug vorhanden und die Zentralbanken zaubern zur Zeit Billionen neues. Ein Knopfdruck genügt. Das viele Geld ist ja gerade der Grund, warum es sich so rapide entwertet. Es ist wie die vielen hungrigen Münder einer Großfamilie. Jedes möchte essen. Jeder Euro möchte mindestens 10% Rendite haben. Das schaffen die armen Kreditnehmer nicht und auch nicht die Arbeitnehmer in den Betrieben und die Dritte Welt will auch nicht mehr und der Staat, der träumt sogar von Schuldenfreiheit. Jetzt ist der Traum ausgeträumt. Der Staat ist gefordert. Aber er wird es auf Dauer auch nicht schaffen, wenn er nicht wieder Sklavenarbeit oder Raubkriege einführt, mit denen er schon einmal eine Wirtschaftskrise zu überwinden trachtete.
Geld ist genug da, nur hat es keine Verwertungschance mehr. Es gibt einen schleichenden Streik der Verwerter. Das einfache Spiel, Geld gegen mehr Geld zu tauschen, hat seine Grenzen. Irgendwann will jemand beim Pokern einmal das Blatt sehen und da ist dann nichts drin.

Die gigantischen staatlichen Versprechen, die in den USA und Europa nun gemacht werden, sollen die Kreditklemme auflösen: Indem der Staat garantiert, dass er einspringt, wenn eine Bank einen Kredit nicht zurückzahlen kann, soll das Vertrauen zwischen den Banken wiederhergestellt werden. Das zweifelhafte Eigenkapital wird so weniger wichtig - denn der Steuerzahler kann, rein theoretisch, nahezu unbegrenzte Mengen Geld zur Verfügung stellen, wenn es hart auf hart kommen sollte, wie bei Lehman Brothers. Im Zweifelsfall werden eben die Steuern erhöht. Das unterscheidet den Staat von jedem anderen Investor, der keine ewig sprudelnde Geldquelle besitzt.

Steuern kann man keineswegs so einfach erhöhen. Die treffen vor allem die kleinen Leute und nicht nutzlose Geldvermögen. Die aber hat man schon auf Sparniveau herabgefahren. Viel geht da nciht mehr, das hat die USA gezeigt. Die hören dann auch auf, ihre Kredite zurückzuzahlen. Sie brauchen nämlich etwas Geld für Arbeit, Familie oder auch Kleinunternehmen. Wenn der Staat ihnen das wegnimmt und an die Geldbesitzer und Banken weiterleitet, ist unsere Wirtschaft weit nachhaltiger geschädigt. Die Menschen gehen nicht mehr zum Arzt, sie wohnen im Zelt und ernähren sich schlecht. Bildung gibt es schon gar nicht für die Kinder. So einfach ist das mit den Steuern nicht, lieber Spiegel.
Der Staat muss sich schon das Geld selber leihen. Das heißt Staatsverschuldung aber nicht für Investitionen sondern zum STopfen von Löchern der Geldbesitzer. Die Zinsen werden daher nicht aus dem Ertrag einer Schule, eines SChwimmbades sondern aus den Steuern unserer Kinder bezahlt. Der Staat ist also nicht reich sondern nur kreditwürdig und das auch nicht mehr lange, wenn er so weitermacht. Kreditwürdig ist er doch nur , weil wir mit ihm das machen, was wir mit allen Banken machen sollten, das Zocken verbieten und seine Verantwortung als Verteiler zwischen Gemeinwohl und Eigennutz, Steuern und Subventionen, Mensch und Wirtschaft wahrnehmen muss.

Praktisch hätte es verheerende Auswirkungen, wenn weitere Banken kollabieren würden und mit Steuergeld gerettet werden müssten. Staatsverschuldung und Steuern würden steigen. Doch gerade in Europa hofft man, dass es so weit gar nicht kommt: Indem man die Geschäfte der Banken untereinander absichert, will man das Vertrauen wieder herstellen - und hofft, dass sich der Markt dann selbst wieder auf die Beine hilft.

Wenn Banken kollabieren passiert zunächst einmal das, was sie immer predigen: man sei selber für sein wirtschaftliche Verhalten verantwortlich. Kredite müssen zurückbezahlt werden. Wenn sie stattdessen ausbezahlt werden heisst das, dass sie machen können was sie wollen. Der Staat trägt das Risiko. Würden wir sie konkurs gehen lassen, hieße das, dass das nicht gesicherte Geldkapital (bis 100.000 € will die Regierung in England sichern, das betrifft 80%) drastisch entwertet würde, Bankmanager ihre Abfindung aus der Konkursmasse fischen müssten und selber für die Abwicklung nicht mehr zuständig wären.
Mit einer großen Geldvernichtungsaktion würde ein Stück von dem zurück geholt, was über Wetten, Provisionen und Gebühren von den Armen auf die Reichen verschoben wurde. 10% der Bürger besitzen über 60% des Geldvermögens. Wäre es so schrecklich, wenn sie einmal die Folgen tragen müssten?
Aber Banken sind Schaltstellen. Sie dürfen ebensowenig wie ein Elektrizitätswerk einfach kollabieren. So gern wir es sähen, wir tragen mit an den Folgen. Aber müssen wir deshalb jeden Gläubiger dieser Bank schützen, auch die, die den Kollaps mit ihren Entnahmen herbeigeführt haben. Es gäbe durchaus ein Bankeninsolvenzverfahren, bei dem die Interessen der Wirtschaft und des Staates gewahrt und gleichwohl das Geldvermögen entwertet würde, was nur aus der Verschiebung von Reichtum entstanden ist.

Zusätzlich ist aber auch noch etwas anderes nötig: Neue Regeln für internationale Finanzgeschäfte, die verhindern, dass es erneut zu einer Situation wie der aktuellen kommt

Ja, da haben wir doch die Lösung. Die internationalen Finanzgeschäfte. Wer deren Regelung fordert kann sicher sein, dass es keine Folgen hat.
Was sind das eigentlich für Geschäfte? Sollen wir nicht mehr in den USA investieren, Auslandsüberweisungen einschränken, das Baselkomitee zum Gesetzgeber küren? Wie wäre es, einfach wenn jeder vor der eigenen Haustür kehren würde? Wie wäre es mit guten und günstigen Krediten für Menschen, die sie für sinnvolle Dinge brauchen? Wie wäre es mit einer Wuchergrenze für Kredite und einer Renditegrenze für Anlagen, bei der derjenige, der darüber verdient das Geld nur nur unter dem Vorbehalt bekommt. Geht die Anlage bankrott, so muss er oder sie zurückzahlen. Dazu müssten wir bei allen Geldgeschäften die Zinsen, Provisionen und Gebühren auf einem gesondert buchen, so dass man bei jeder Forderung erkennen könnte: 20% waren für den Bau eines Schwimmbades, 80% für Banken, Profiteure, Provisionsempfänger und ähnlich produktive Elemente. Aus den Schulden der Dritten Welt wissen wir, dass sich Schulden so verselbständigen können, dass man hinterher schon die goldenen Betten nach Ghana schaffen muss, um dem Volk klar zu machen, wo das Geld dort geblieben ist, auch wenn das Bett ein Millionstel Prozent der Schulden ausmacht und die ausgemergelten Gestalten nebenan deutlich machen, dass das Geld dort nicht blieb sondern als Zins, Provision, Umschuldungsverlust zurückkam, während man die Schulden in Afrika ließ. Folglich sollte der Spiegel jetzt die Bilder von arbeitslosen Farbigen in den USA auf die Bildschirme bringen, die sich für die Miliardenverluste der Hypo Real Estate goldene Villen in Beverly Hills gebaut haben und jetzt am Pool schadenfroh das Wallstreet Journal oder die Financial Times lesen.


Der vorliegende Artikel ist kein Einzelfall. Er ist repräsentativ für die aktuelle Presse, die nur schreibt was der Bürger lesen will, wobei der Bürger nur das weiß, was er gelesen hat. Bis auf die französiche Zeitung Le Monde hat sich bisher kein Reporter für die Wirklichkeit in den USA interessiert sondern nur seine eigenen Verluste aus verzockten Wertpapieren bejammert. Im Fernsehen überschlagen sich jetzt diejenigen, die den Anleger schützen wollen und die Staatshilfe beklatschen. Die Nebenschauplätze im Kollosseum fürs einfache Volk sind aufgebaut: Hinrichtung von Managern mit Strafen und Haftung, das böse Ausland und das Vertrauen, ja das Vertrauen, das man sich am besten dadurch zurückgewinnt, das man die Bilanzen fälscht, damit wertlose Wertpapiere jetzt wieder zum Einkaufspreis eingestellt werden´und die Bank, die nichts Reales gekauft hat, ganz real dasteht.


ID: 41967
Autor(en): UR
Erscheinungsdatum: 14.10.08
   
 

Erzeugt: 14.10.08. Letzte Änderung: 15.10.08.
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