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Neujahrsbrief des iff 2009 "Finanzkrise und Neuanfang" erschienen.

Der diesjährige Neujahrsbrief des iff beschäftigt sich mit dem Verständnis der Finanzkrise, der Frage, was geändert werden muss und wer es ändern kann und gibt schließlich einen Überblick über Finanzprodukte und Produktideen aus dem iff, die für eine solidarische und verantwortlichere Gestaltung des Finanzsystems der Zukunft entwickelt wurden. Hier ein paar Auszüge. Der volle Wortlaut ist als pdf in Deutsch und Englisch angehängt.

 

Hamburg im Februar 2009

Neujahrsbrief 2009 „Finanzkrise und Neuanfang“

Liebe Freundinnen und Freunde des iff, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren,

Sie wollen wissen, was diese Krise ist, wie es weitergeht, ob es richtig ist, unsere politische Entscheidungsfreiheit in Höhe von 500 Mrd. € auf Jahre hinaus zu verpfänden, die nachfolgenden Generationen mit den Staatsschulden zur Rettung des Systems sowie seiner Spekulanten und ihrer einverleibten Wucherrenditen zu belasten? Denken Sie einfach daran, dass es nur Kredite in der Welt gibt, bei denen die Kreditgeber das als Rendite erhalten, was die Kreditnehmer erwirtschaften und Banken, ebenso wie andere Finanzdienstleister, nur die Intermediäre sind

Finanzkrise: Noch nie haben sich so viele Menschen für Finanzdienstleistungen interessiert. Sollten wir nicht optimistisch in die Zukunft schauen, weil ab sofort mehr Augen auf das "schmutzige Geschäft mit dem Geld" schauen, die Entlohnung der Agenten im Geldsystem für gelebte Skrupellosigkeit, Inhumanität und Kulturlosigkeit über Aktienoptionen und käufliche Trauminseln sowie gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Macht eingedämmt werden könnte und weil der neo-liberale Glaube daran, dass man alles Wesentliche in der Welt in Zahlen fassen kann bzw. nur noch wesentlich ist, was sich in Zahlen ausdrücken lässt, einen jähen Knacks erhalten hat?

Wir haben viel darüber geschrieben und gesagt. Ein Wegweiser dazu findet sich unter www.verantwortliche-kreditvergabe.net. Danach handelt es sich um keine Anleger- sondern um eine Kreditkrise, nicht das Geld ist schuld sondern ein Anreizsystem, durch das Reichtum von unten nach oben, von der Arbeit zum Kapital, von der Zukunft auf die Gegenwart verlagert wird. Banken sind keine Opfer und Politiker verteilen nicht ihr Geld. Nein, Geldpolitik ist für sich genommen noch keine Wirtschaftspolitik und absoluten Geldmangel gibt es nicht. Wir können Geld nur nutzen, um Reichtum zu verwalten aber nicht, um ihn zu erzeugen. Von den 62 Fragen des Bundestages an die Experten behandelten 61 die Anlegerprobleme. Es war die "Gier" des Menschen (Dante Alligheri) und die "Wut über den verlorenen Groschen" (Beethoven) aber nicht eine virtuell verschleierte Enteignung ganzer Bevölkerungsgruppen, wie die WAMS, FAZ und SZ sie in gleicher Weise ausmachten.

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Wir brauchen eine Erklärung der Finanzkrise. Die Finanzkrise ist eine Phase des Wirtschaftens, bei der kurzfristig das Vertrauen darauf verloren geht, dass das Geld selbst arbeitet und einen eigenen Wert hat.

Die aktuelle Finanzkrise wurde durch die unvorsichtige Frage eines Geldbesitzers ("Investors") ausgelöst, der wissen wollte, ob denn seine astronomisch vermehrten Geldtitel überhaupt noch etwas wert seien. Als er keine Antwort bekam, hat er es ausprobiert, wollte sich wirklich etwas kaufen und bekam nichts mehr dafür. Er versetzte mit seinem Geschrei viele andere Geldbesitzer in Aufruhr. Weil man ihm schon mit der Muttermilch eingeflößt hatte, dass das Geld arbeitet, machte er sich auf den Weg und suchte die dazugehörigen Arbeiter. Dabei fand er heraus, dass sein plötzlicher Reichtum seine Grundlage nicht etwa in deren produktiver Verwertung seiner Investition sondern vielmehr in deim Abzug von deren Existenzfond, d. h. deren Armut, begründet ist. Sie hatten für die Bedienung des Wucherkredits, der Traumdividende und des utopischen Shareholder-Value mehr versprechen müssen, als sie halten konnten, und wussten jetzt nicht mehr weiter. Er wurde über sie wütend und verlangte, dass der Staat, der mit seiner Politik und Gesetzgebung die Vorstellung vom fleißigen Geld zur Staatsdoktrin erhoben hatte, aus den treulosen Schuldnern mehr herausholen sollte und wo dies nicht mehr ging, er sie selber durch Fronarbeit ersetzen solle. Unser Staat versprach dies. Er wird aber sein Versprechen wahrscheinlich nicht halten können. Jetzt sitzen sie alle zusammen, der Finanzminister, der laut Bunte jede Woche im Lotto spielt, die ehemaligen SPD-Minister und Arbeitschefs, die uns als Lobbyisten der Großindustrie neu über das Machbare belehren, die Bankenmanager, die ihre Krise mit unserem Geld bewältigen.

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"We": Doch diese Erkenntnis durchzusetzen ist nicht nur eine Frage des Wissens, sondern auch eine der Macht. Wenn alleine in New York im Krisenjahr 2008 trotz aller Staatssubventionen und Verluste 8,6 Mrd. $ an Agenten des Finanzsystems in der Form von Tantiemen und Provisionen bezahlt wurden, dann gibt es ein vehementes und mit viel Geld und Macht ausgestattetes Interesse daran, dass wir Anderen nichts verstehen sollen. Eine ganze Schicht von Mächtigen lebt von der Lüge des Geldes und der Ignoranz der Bevölkerung. Sie haben das Bewässerungssystem des Geldes leckgeschlagen und zweigen immer größere Summen daraus ab. Ihre Ideologie macht bei unseren Politikern keineswegs halt. Ein einzelner Sparer kann, und mag er noch so viel ethische Überzeugung dem Geld anheften wollen, dagegen nichts ausrichten. Die Fehldeutungen der Krise als Anlegerkrise und als Ausdruck von Gier in Presse und Politik zeigen nicht nur die mediale Herrschaft von Ideologiensondern auch die Selbstverständlichkeit, mit der wir auch eine Milliardenprovision noch als Verdienst aus einer Aktientransaktion anzusehen bereit sind.

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Kollektive und solidarische Finanzdienstleistungen: Wir haben eine Vielzahl von Ideen für kollektiv wirkende Finanzprodukte entwickelt, die bisher zwar teilweise von Anbietern interessiert betrachtet aber nicht umgesetzt wurden.

4.1 Bereits nach der Gründung des iff haben wir ein kollektives Girokonto, bei dem mehrere ein Konto haben, vorgeschlagen, das in Südafrika als Hausfrauenkonto der Armen unter dem Namen Stockvel real existiert und die Liquiditäts-, Zugangs- und Kostenprobleme ärmerer Schichten beim Bankkonto ohne den Umweg über den Wucher der Payday Lender oder Kreditkartenfirmen durch kollektive Nutzung löst. Stattdessen saugt die bankrotte Commerzbank zur Zeit trotz Milliardensubventionen durch den Staat mit 20,2 % p. A. Überschreitungszinsen und 5 € pro Überweisung die Arbeitskraft von Bürgern aus, die ihr Limit auf dem Konto überzogen haben.

4.2 Zu den Innovationen gehört auch unsere Kapitalkreditversicherung, die wir für die Deutsche Bank entwickelt hatten. Sie verbindet das Ansparen für bestimmte temporäre Liquiditätsengpässe - aus Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, Krankheit, Ehescheidung - mit einer Versicherung, wobei das Sparguthaben als Rücklageaber auch als Anreiz genutzt wird, die Inanspruchnahme der Versicherung zu vermeiden und stattdessen am Ende das Sparguthaben zu erhalten. Der Sparvorgang schafft Vertrauen, Eigenverantwortung für das Risiko, Transparenz und Möglichkeiten zur Solidarität und Hilfe. Dafür wird die Kreditkündigung zugunsten der Ratenzahlungen eingeschränkt und sozialer Kündigungsschutz verwirklicht


ID: 42557
Autor(en): iff
Erscheinungsdatum: 17.03.09
   
 

Erzeugt: 17.03.09. Letzte Änderung: 17.03.09.
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