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Wohnriester: ein Produkt zur Förderung von Bausparkassen, Bauindustrie, Finanzvertretern und Wohlhabenden?
WOHN-RIESTER: KEINE ALTERSVORSORGE

SPD und CDU zahlen nach Streichung der Eigenheimzulage nunmehr Förderbeträge für die Altersvorsorge auch dann, wenn das Geld nicht in eine Altersrente sondern in ein Haus fließt. Dahinter steckt die Annahme, ein Haus entlaste die Besitzer im Alter und sei damit durch die Mietersparnis eine gute Altersvorsorge. Wer für ein Haus spare, könne und brauche nicht zugleich auch noch eine Riesterrente aufzubauen.

Deshalb soll für ab jetzt erworbene Objekte (wegen der Übergangsregelung von mindestens 10.000 € Erspartem) de facto nicht vor 2010 der Grundsatz gelten, dass man sein angespartes Vermögen aus der Riesterrente für den Hauserwerb benutzen kann. Voraussetzung ist, dass man bis zum Alter durchhält und dort dann das Haus für sich selber nutzt und dafür noch eine fiktiv berechnete Steuer auf die bis dahin steuerfreien Erträge zahlt.

Man kann auch den üblichen Riestersparbetrag zur Tilgung eines Kredites für ein solches Haus benutzen und damit auch hier die Zuschüsse und Steuerfreiheit erhalten.

Einschätzung Dübel

Dazu die Einschätzung des Spezialisten Achim Dübel der einen Werbevortrag der Postbank zu diesem Produkt kommentiert:

"Sie sind vielleicht an den beigefuegten Darstellungen zu den neuen 'Wohn-Riester'-Produkten interessiert, die darauf verzichten, Angaben zum 'Foedervolumen' a) in Barwerten und b) unter Beruecksichtigung von in Zukunft auf das Wohnfoerderkonto zu zahlenden Steuern zu machen.

Mit diesem Produkt wird der Verbraucherschutz noch viel Freude haben.

Theoretisch sollte es sich ja urspruenglich um ein Instrument der nachgelagerten Besteuerung, d.h. KEIN Foederprodukt handeln.Das wurde erfolgreich vereitelt.

  • Ueber die von den Lobbyisten herausgeholten massiven Subventionen - 2% Verzinsung des Foederkontos, 30% Diskontierung bei sofortiger Versteuerung, Weiterfuehrung und Kumulierung der Bausparfoerderung - kann man nur den Kopf schuetteln.
  • Ganz zu schweigen davon, dass es fuer die hier postulierten Nutzniesser des kuemmerlichen Restes der verbleibenden zukuenftigen Steuerrueckzahlungen, zukuenftige Steuerzahlergenerationen, keinerlei Schutz gibt, denn die zukuenftige Diktatur der Alten wird sich dieses Steuergesetz aller Wahrscheinlichkeit nach einfach wieder zu ihren Gunsten abaendern (z.B. durch Freibetraege u.dgl.).

Mir scheint, als implodiere die intellektuelle Qualitaet des oeffentlichen Sektors in Deutschland, und insbesondere der Bundesregierung, von Tag zu Tag mehr."

DAS HAUS IST VOR ALLEM FÜR SCHWELLENHAUSHALTE KEINE SICHERE ALTERSANLAGE MEHR


Wohnriester ist auf Sand gebaut.

- Häuser verlieren inzwischen an Wert. USA, England, Spanien aber auch die Peripherie deutscher Städte sind ein warnendes Beispiel.

- Mancher möchte seinen Kindern nachziehen und kann das Haus u.U. nicht einmal verkaufen.

- Kreditzinsen können drastisch steigen

- Wer es nicht mehr schafft, zahlt in Zukunft nicht nur die hohe Vorfälligkeitsentschädigung sondern verliert auch sein Riestererspartes.

- Ein Haus ist unbenutzbar, wenn es im Alter auf die Behinderungen nicht eingeht.

- Das Haus mag jetzt richtig sein, im Alter aber zu groß und zu teuer. Dann ist es eine Altersbelastung und keine Altersvorsorge.

In all diesen Fällen steht der Riester-Wohnsparer ohne Altersvorsorge da.

DAS ALTERSVORSORGEVERMÖGEN DARF GENAUSO WIE DIE SOZIALVERSICHERUNG NICHT MISSBRAUCHT WERDEN


Deshalb hatte das iff seinerzeit ebenso übrigens wie auch Prof. Rürup gefordert, dass die Umwandlung in eine Rente aus dem Haus gesichert sein müsse. Dann hätten die Banken mit ihren Hypothekenkrediten ("reverse mortgage") wie in anderen Ländern auch das Risiko des Hausverlustes übernehmen müssen. Das aber ließ sich in Deutschland nicht durchsetzen. Umso schlimmer ist es, dass dann das Wohnriestern als sichere Altersvorsorge auch denjenigen angepriesen wird, die eine private Zusatzrente im Alter dringend brauchen. Nicht nur das Manager Magazin hält dieses Produkt hierfür absolut für nicht geeignet.

WOHNRIESTER FÜR BESSERGESTELLTE

Die Wohnriesterrente ist daher nur etwas für diejenigen, die ohnehin Wohneigentum erwerben wollten und keinen Riesterrentensparvertrag brauchen. Sie profitieren von den Zuschüssen, die ihnen zusätzlich zu den Bausparprämien zufließen können.

Doch auch für sie machen die vielen Konditionen und Fallstricke der Förderungsschädlichkeit mit Rückzahlungsverpflchtungen das Produkt undurchdringlich und gefährlich.

FINANZIELLER NUTZEN WIRD OFT ÜBERSCHÄTZT

Rechnen wir die Zuschüsse auf den Monat um, so verschafft Riester max. 13 € pro Person, wenn 4% vom Einkommen, also im Höchstbereich 180 € pro Monat angespart werden. Für ein Kind bekommt man 15 € dazu, ab 2008 sogar 25 €. Es kann sich damit schon einmal eine Rendite von 100% ergeben, da die Zuschüsse nicht abnehmen, wenn man weniger Einkommen als die 52.500 € pro Jahr und weniger als die 180 € spart.

NEUES BETRUGSPRODUKT FÜR DEN HAUSTÜRVERTRIEB?

Die Riesterrente selber verschafft also eine ganz gute Rendite zwischen 18% und 100% p.a. wenn man nicht mehr als das Minimum einzahlt. Als Wohnriester in das Haus eingebaut und mit vielen Bedingungen versehen, wird das Geld aber praktisch eingefroren. Kann es vor dem Alter nicht genutzt werden so kann es danach weg sein.

Warum dann also ein solches asoziales Produkt? Wer weiß, was die eigentlich kaum fühlbare Bausparprämie des Staates ebenso wie früher die Bevorzugung der Kapitallebensversicherungen bewirkt hat, weiß worum es geht. Mit dem Argument, hier gäbe es etwas umsonst und der Staat würde alles bezuschussen und damit auch den Produkten seinen Vertrauensstempel aufdrücken ließen sich die skandalösesten Verträge an der Haustür verkaufen. Bausparsofortfinanzierungen und Lebensversicherungshypotheken, wo das Sparen auf Kredit finanziert wurde, haben viele Menschen ruiniert.

Jetzt gibt es wieder einen neuen Türöffner: den Wohnriestervertrag. Wieder werden die Vertreter, die beim Bausparvertrag bis zu 1,8% von der Bauspargesamtsumme also bei 100.000 € immerhin 1.800 € Abschlusskosten und bei der Kapitallebensversicherung das Doppelte verdienen können, mit dem Argument, der Staat schenke etwas, mit diesen Abschlusskosten die gesamte Förderung und noch mehr für sich nach Hause tragen.

Auf den Monat umgerechnet werden nämlich selbst unter der eingeschränkten Verrechnugnsmöglichkeit von 10 Jahren wieder die 15 € Förderung vom Kunden einbehalten. Wer allein steht, hat also Bausparkasse oder Versicherung die Wohnriesterförderung verschafft.

VERNÜNFTIGE MODELLE HATTEN KEINE CHANCE

Das iff hat in seinem Buch Innovationen in Finanzdienstleistungen das von ihm entwickelte Produkt einer Wohnriesterrente beschrieben, die sogar nach geltenden Fördergrundsätzen hätte gefördert werden können. Leider fand sich aber kein Anbieter. Bei diesem Produkt schließt der Wohneigentumserwerber mit der Bank einen Hypothekenkredit ab, der mit Riesterbeiträgen getilgt wird. Im Umfang dieser Tilgungsbeiträge verpflichtet sich aber die Bank, ab Altersgrenze das Darlehen wieder an den Kreditnehmer als Rente auszuzahlen und zwar in Form einer lebenslangen Zusatzrente. Ein solches "reverse mortgage", über das das iff zur Zeit für die Europäische Kommission forscht, gibt es in vielen Ländern. Es wird auch in Deutschland etwa von dem Innovationsführer Hannoversche Leben in einer leider noch sehr begrenzten Form angeboten.

Ein solches Modell hätte den Missbrauch der Riesterförderung für die Bausparkassen- und Bauindustrieförderung sowie zur Aufbesserung der Vermögenslage wohlhabender Wohneigentümer verhindert.

Wir werden die Diskussion in 10 Jahren wieder führen, wenn die Altersarmut beginnt, die Wohnriester als Totgeburt bekannt und Lösungen für die Vergangenheit angepriesen werden, die man hätte wählen müssen.

iff Produkte zum Wohnriester in

Innovative Finanzdienstleistungen
Verfasser: Udo Reifner, Achim Tiffe
Erschienen: Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft mbh & Co.KG, 2007
Umfang: 382 S.
Anmerkung: Band 11 der Reihe „Schriften des Instituts für Finanzdienstleistungen e.V.“

ID: 41519
Autor(en): UR
Erscheinungsdatum: 01.09.08
   
URL(s):

Innovative Finanzdienstleistungen

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Erzeugt: 15.07.08. Letzte Änderung: 08.09.08.
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