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„Kauft private Altersvorsorge Produkte – am besten an der Haustür bei der DVAG“ – Ein weiteres Angebot zur finanziellen Allgemeinbildung.

Handelsblatt macht Schule – Handbuch zur Finanziellen Allgemeinbildung – Als „Praxispartner“ will der Strukturvertrieb Deutsche Vermögensverwaltung in die Schulen. Die Werbung wird unverhohlen und unter klarem Verstoß gegenüber den gesetzlichen Verboten zur Werbung in der Schule (vgl. z. B. § 99 Abs. 2 Schulgesetz NRW) gleich in zwei Modulen mitgeliefert:
 

  • Abschnitt M 49: Deutsche Vermögensberatung: 10 Leitlinien – Menschen brauchen Menschen, S. 125;
  • Abschnitt M 50: Erfolg mit der Deutschen Vermögensberatung – auch im Berufsleben, S. 127.


Dem Präsidenten des DIHT fällt dies in seinem Vorwort nicht auf.

Erwartungsgemäß liegt der Schwerpunkt der Materialien auf den Produkten, die die DVAG an der Haustüre vertreibt: Versicherungen, Altersvorsorge und Investments. Dass alle Finanzdienstleistungen auf dem Kredit beruhen und daher jedes Verständnis für Geld über den Kredit laufen müsste, wird dann in einem einzigen Abschnitt (M 42) unter „Schuldenfalle“ abgehandelt.

Bei den Versicherungen sei hier nur ein einziger Text herausgenommen, den die Materialien unter dem Titel M 15 (Individual- und Sozialprinzip) aus einer Zeitschrift übernehmen, der eine unverhohlene Heiligsprechung der privaten Altersvorsorge darstellt, die den Schülern als natürliches Produkt vermittelt wird.


Darin heißt es: „Das Individualprinzip“

„Das Individualprinzip, welches den Individualversicherungen zugrunde liegt, ist ein aus dem Individualismus abgeleiteter Grundsatz der Leistungsgesellschaft, der eine Entsprechung von Beitragszahlungen und empfangenen Leistungen verlangt. Demnach soll jeder die Freiheit haben, seine Lebensbedingungen selbst zu gestalten. Diesem Grundsatz folgt auch die eigenverantwortliche Absicherung von Lebensrisiken. Eine Selbstvorsorge ist durch den Abschluss von Individualversicherungen oder durch die private Altersvorsorge möglich, die damit den Gegensatz zum Solidaritätsprinzip darstellt.“

Zunächst: Dieses Prinzip gibt es nicht. Im Wesentlichen sind es zwei Bücher, die es für die Sozialversicherung benutzen. Es ist auch nicht sinnvoll, weil in der Sozialversicherung das Individuum Träger von Rechten und Pflichten ist. Gemeint ist wohl das Prinzip der Gewinnmaximierung, dass der Kapitalanlage zugrunde liegt. Auch den Individualismus gibt es nicht als philosophische Richtung, sondern eher als Schimpfwort. Kant und Hegel als Anhänger des Individualismus zu bezeichnen, weil sie die Welt vom Individuum her sehen, wäre absurd. Die „eigenverantwortliche Absicherung von Lebensrisiken“ ist gerade kein Prinzip des Individualismus, sondern eine demokratische Notwendigkeit.

Ob dies in der Sozialversicherung oder privaten Altersvorsorge erfolgt, entspricht dem Werte- und Politiksystem der jeweiligen Gesellschaft. Beides ist jedenfalls möglich. Dass Beitragszahlungen und empfangene Leistungen sich entsprechen, gilt auch für die Sozialversicherung. Dies sollte auch den Kindern in der Schule nicht vorenthalten werden.

Fazit: Schon ein einziger Absatz macht deutlich, dass durch falsche Darstellung der Realität, religiösen Gebrauch der Begriffe und pseudo-wissenschaftlichem Pathos eine Werbebotschaft in die Schulen getragen werden soll: „Kauft private Altersvorsorge-Produkte – am besten an der Haustür bei der DVAG“.

ID: 46882
Autor(en): iff
Erscheinungsdatum: 05.04.11
   
 

Erzeugt: 05.04.11. Letzte Änderung: 06.05.11.
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